29. Januar 2024
Am 18. Januar fand im ZIKpunkt in Arbon ein weiterer ZIKtalk zum Thema „Shit happens – Learnings aus Misserfolgen“ statt. Samuel Böhni, Tamara Haag und Roger Martin geben Einblicke in ihre Misserfolge und welche Lebenslektionen sie daraus gezogen haben. Heute im Interview ist Roger Martin, Stadtpräsident von Romanshorn und Präsident der Region Oberthurgau.
Gilbert Piaser | redaktion@oberthurgau.ch
Ein Stadtpräsident und Politiker. Da kann man davon ausgehen, dass einige Beispiele von grösseren und/oder kleineren Misserfolgen im Laufe der Tätigkeit zusammenkommen. Sie haben heute erwähnt, dass Sie von grösseren Misserfolgen bisher verschont wurden. Als Beispiele haben Sie von Ihrer Schulzeit erzählt, in welcher Sie in einigen Fächern überhaupt nicht zurecht gekommen sind und bei Ihrer Suche nach der schwierigen Suche nach einer Berufsausbildung nach der Schulzeit. Was Ihnen aufgefallen sei, dass in unserem Kulturkreis Misserfolge zu oft als negativ empfunden werden. Im Gegensatz dazu sei in Amerika ein Misserfolg nicht per se negativ. Wieder aufzustehen und weiterzumachen sei wichtiger.
Was hat Sie dazu bewogen, am heutigen ZIKtalk teilzunehmen?
Roger Martin: Ich möchte das Format ZIKtalk, das ich sehr spannend und verbindend finde, unterstützen. Dabei hatte ich die Wahl zwischen diesem Thema und dem nächsten „Boomer bis Gen Z – Kampf oder Kooperation“. Zuerst habe ich gedacht, dass ich in meinem Leben einige Male Misserfolge erlebt habe und genug Stoff für den Abend habe. Bei der Vorbereitung habe ich bemerkt, dass es zwar einige Stolpersteine gegeben hat, ich aber bisher von wirklich einschneidenden Misserfolgen glücklicherweise sowohl privat als auch in der Funktion als Politiker verschont worden bin.
Was waren Ihre persönlichen Lebenslektionen, die Sie aus diesen Ereignissen gewonnen haben?
Roger Martin: Früher habe ich bei Misserfolgen in allererster Linie die Fehler bei mir gesucht. Dabei verlor ich auch an Selbstwertgefühl und fühlte mich schlecht. Mit der Zeit habe ich gelernt, dass ich widerstandsfähiger werden muss. Misserfolge erlebe nicht nur ich, sondern das geht jedem im Verlaufe seines Lebens so. Wichtig ist, dass man zu Fehlern steht und aus diesen Erlebnissen etwas lernen kann und dadurch gestärkt herausgeht.
Kommen wir zum Schluss zurück auf Ihre Rolle als Stadtpräsident und Politiker. Muss man sich als Politiker eine „härtere Haut“ zulegen, weil die Kritiken und eventuell Misserfolge vermehrt auftreten können?
Roger Martin: Das ist eine schwierige Frage, bzw. es gibt keine eindeutige und klare Antwort dazu. In der Politik wird man immer Kritik von einer Seite ernten. Wenn ein Politiker nichts an sich heranlässt, besteht die Gefahr, dass sich diese Person mit der Zeit von den Menschen und den Bürgern entfernt. Andererseits ist bei ausgeprägter „Dünnhäutigkeit“ die Gefahr gross, dass man sehr darunter leidet und daran zerbricht. Vor meiner Tätigkeit als Stadtpräsident war ich eher der „dünnhäutige“ Typ. Ich musste mir eine gewisse Gelassenheit antrainieren und einen guten Umgang mit Kritik finden. Ob Fehler oder nicht hängt häufig vom Standpunkt des Betrachters ab. Es gibt unterschiedliche Meinungen und diese sind entgegenzunehmen und zu respektieren. Wichtig ist es dabei die Situation und Ansichten zu hinterfragen um es nächstes das nächste Mal besser zu machen.
Roger Martin, herzlichen Dank für das offene Gespräch und den Einblick in Ihr Leben.
Das Interview geführt hat: Gilbert Piaser
(Info-Box)
Region Oberthurgau
Die Regionalplanungsgruppe Oberthurgau tritt gegen aussen als Region Oberthurgau auf und setzt sich unter anderem für die Förderung der nachhaltigen Entwicklung der Region und der regionalen Identität ein. Zur Region Oberthurgau gehören die politischen Gemeinden Amriswil, Arbon, Dozwil, Egnach, Hefenhofen, Horn, Kesswil, Roggwil, Romanshorn, Salmsach, Sommeri, Uttwil und Steinach SG. Angegliedert sind ausserdem die Arbeitgebervereinigungen Amriswil, Arbon und Romanshorn.