24. Mai 2018

Ein zähes und aufwendiges Verfahren

KESSWIL : Während der Auflage der revidierten Ortsplanung gingen zahlreiche Einsprachen ein. Daraufhin ging die Gemeinde nochmals über die Bücher und lud einen externen Fachmann zur Begutachtung ein.

Die Gemeinde orientierte über den Stad der revidierten Ortsplanung. Bild des Gemeindehauses. Archiv Region Oberthurgau
Die Gemeinde orientierte über den Stad der revidierten Ortsplanung. Bild des Gemeindehauses. Archiv Region Oberthurgau

Artikel der Thurgauer Zeitung vom 24.05.2018

«Wir informieren Sie heute Abend und präsentieren Ihnen keine abstimmungsreife Vorlage.» Mit diesen Worten begrüsste Gemeindepräsident Kurt Henauer am Dienstagabend die zahlreich erschienenen Stimmberechtigten in der Mehrzweckhalle. Er sprach von einer «zähen und sehr aufwendigen Sache». Da während der Auflage der Ortsplanungsrevision zahlreiche Einsprachen eingegangen seien, habe der Gemeinderat entschieden, einzelne Punkte anzupassen und die Änderungen am Informationsanlass zu präsentieren. Zudem seien Stellungnahmen von Fachleuten der Vereinigung Schweizerische Landesplanung (VLP) eingeholt worden. Planer Andreas Niklaus erläuterte die wesentlichsten Punkte. Umstritten sei beispielsweise die Zonierung im Bahnhofbereich, der mit der Ortsplanungsrevision einer Zone zugeführt werden müsse. Ebenso seien Einzonungen in den Gebieten Schlosswiese und Badiwiese sowie der Umfang der Dorfzone geprüft worden. Beim Baureglement seien weniger Einsprachen eingegangen, diese hätten unter anderem den Ortsbildschutz betroffen.

Kesswiler Besonderheiten gilt es zu berücksichtigen
Für Kurt Henauer ein heikles Thema. Er sprach von «Kesswiler Besonderheiten, insbesondere von einer grossen Anzahl geschützter Häuser». Roland Tremp von der VLP und ehemaliger Bau-Stadtrat in Chur ging anschliessend auf die Ortsplanrevision in einzelnen Punkten ein. Um- und Aufzonungen im Seedorf seien hinsichtlich der Verdichtung richtig, meinte er. Es sei zudem vertretbar, die heute sehr grosse Dorfzone zu verkleinern. Da das Seeufer eine hohe Qualität habe, seien hier Sport- und Freizeit- sowie Freihaltezonen sinnvoll. Beim Schlossgarten sei die Teileinzonung ein Kompromiss und «nötig, weil aus Bundessicht keine Vergrösserung der Bauzonen erwünscht wird», meinte
der Fachmann. Tremp stellte im weiteren Verlauf der Veranstaltung das auch für Kesswil wichtige Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (Isos) vor. Der Bauboom der 1950er-Jahre habe zum Natur- und Heimatschutzgesetz geführt, in den 1970er-Jahren sei das Isos entstanden. In der Schweiz gebe es mittlerweile 1250 Inventare. Das Isos sei eine reine Planungsrundlage für die Gemeinden. «Das bedeutet eine Interessensabwägung zwischen Gemeinde und Eigentümer.» Wenn das Inventar nicht in die Planung der Gemeinde einfliesse, bestehe die Gefahr, dass spätestens das Bundesgericht ein Neubauprojekt zu Fall bringen könne. Abschliessend ging Henauer auf die kantonale Seeuferplanung ein. «Ich begrüsse sie sehr, mit Blick auf den wachsenden Nutzungsdruck ist eine genauere und umfassendere Betrachtung der Entwicklungsmöglichkeiten am See sinnvoll und notwendig», erklärte er. Die teilweise rasanten Entwicklungen seien zu kanalisieren und einzudämmen, damit der See auch für künftige Generationen lebenswert bleibe. Er hoffe, dass die zweite Auflage der Ortsplanungsrevision vor den Herbstferien aufgelegt und an der Budgetgemeindeversammlung beschlossen werden könne.

Kurt Peter romanshorn@thurgauerzeitung.ch

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