08. Dezember 2023
Eine Prognose als Weckruf: Bis 2045 soll die Zahl der Arbeitsplätze in der Region nur um drei Prozent wachsen – zu wenig. Als erste Reaktion darauf wurden die gemeinschaftlichen Mittel für die weitere Entwicklung des Wirtschaftsstandorts Oberthurgau deutlich erhöht. Welche weiteren Schritte möglich sind, hat Gilbert Piaser, Geschäftsleiter der Region Oberthurgau, beim Standortexperten Remo Daguati nachgefragt.
Gilbert Piaser | redaktion@oberthurgau.ch
Um 28 Prozent soll die Oberthurgauer Bevölkerung bis 2045 anwachsen, lautet die Prognose von Wüest Partner – eine erfreuliche Nachricht, welche die Vorzüge des Oberthurgaus als beliebte Wohnregion unterstreicht. Weniger erfreulich ist die Beschäftigungs-Prognose: Nur etwas über 3 Prozent mehr Arbeitsplätze als aktuell soll die Region Oberthurgau im Jahr 2045 bieten können. «Hier ist, auch im kantonalen und nationalen Vergleich, noch viel Potenzial vorhanden. Die Prognose bestätigt uns in unserem Bestreben, die regionale Standortförderung auf ein neues Level zu hieven», sagt Gilbert Piaser, Geschäftsleiter der Region Oberthurgau. Die entsprechenden Massnahmen, um die ungünstige Prognose nicht Realität werden zu lassen, seien bereits eingeleitet worden. «Die Studie war ein Weckruf für viele regionale Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft. Das zeigte nicht zuletzt die letzte Delegiertenversammlung der Region Oberthurgau, an welcher einstimmig beschlossen wurde, das gemeinschaftliche Engagement für die Region Oberthurgau deutlich zu verstärken», so Gilbert Piaser weiter.
Der Wirtschaftsstandort Oberthurgau wird gestärkt
Mit den gesprochenen Mitteln erhält die Standortstrategie der Region zusätzliche Schlagkraft. «Wir können nun die vier essenziellen Handlungsfelder, die bereits aktiv umgesetzt werden, noch beherzter angehen», bestätigt Samuel Struhs, Projektleiter der Region Oberthurgau. Nebst der Stärkung von Strukturen, der bedeutsamen Vernetzung sowie dem organisationsübergreifenden Wissenstransfer gehöre dazu auch die Entwicklung definierter Areale wie dem Romanshorner Hafenareal, dem Areal Morgental Steinach, dem Arboner Bahnhofareal oder Amriswil/Hefenhofen. Eine besondere Bedeutung erfährt die Positionierung und Vermarktung des Wirtschaftsstandorts Oberthurgau. «Hier müssen wir ansetzen, um die vorhandenen Stärken der regionalen Areale im In- und Ausland stärker zu präsentieren», erklärt Gilbert Piaser.
Wie diese Vermarktung zukünftig aussehen kann und welche Bedingungen dafür erfüllt sein müssen, weiss der Standortexperte Remo Daguati. Gilbert Piaser traf ihn an der EXPO REAL in München, Europas grösster Immobilien- und Investitionsmesse, für ein Interview.
Herr Daguati, ich treffe Sie an der Messe EXPO REAL in München am Gemeinschaftstand «Swiss Circle» in München an. Was hat es damit auf sich?
Remo Daguati: Der Swiss Circle ist unser Nationenstand, hier trifft sich das Netzwerk, um bei der Gestaltung der Wirtschaftsorte der Zukunft mitzuwirken und gemeinsam über die Entwicklung der Schweiz zu sprechen.
Welchen Nutzen kann eine Plattform wie die EXPO REAL für die Region Oberthurgau haben?
Zu den Vorteilen von solchen Messen gehört, dass gezielt auf ein bestimmtes Zeitfenster hingearbeitet wird. Damit können bei der Erarbeitung von Vermarktungsunterlagen oder konkreten Arealentwicklungen ambitionierte Ziele gesetzt werden. Während der Messe kann eine Region zeigen, mit welcher Anziehungskraft sie Unternehmen anzieht und welche einzigartigen Standortfaktoren sie bieten kann.
Haben Sie eine konkrete Empfehlung für die Region Oberthurgau?
Ein kurzfristiges Ziel der Region Oberthurgau könnte ein Auftritt bei einer Schweizer Messe sein. Die Ostschweiz gilt bisher als eher zurückhaltend, was die Präsenz bei Immobilienmessen angeht, entsprechend wird sie nicht wahrgenommen. Die Region Oberthurgau kann jetzt einen mutigen Schritt nach vorne machen.
Wie kann dieser Schritt aussehen?
Soweit ich weiss, sind die Planungen für neue Arbeitsplatzgebiete im Oberthurgau schon weit fortgeschritten. Das ist eine gute Ausgangslage für eine Messepräsentation und kann dazu genutzt werden, sich in der Schweiz und im Ausland mit Investorinnen und Mittlern auszutauschen.
Und inwiefern kann die Region Oberthurgau von diesem Austausch profitieren?
Die Standortförderung ist eine fordernde Aufgabe, die nachhaltig greifen soll. Es gibt meist nicht den einen Kontakt, der im Folgejahr zu einer Firmenansiedlung führt. Die grossen Projekte entstehen in der Regel über Zweit- oder Drittkontakte, die während einer Messe entstehen. Werden diese Kontakte gepflegt, entstehen nach drei, vier Jahren kleine Erfolge, die immer grösser werden.
Welche konkreten Schritte sollten Ihrer Meinung nach als Nächstes unternommen werden, um den Auftritt der Region Oberthurgau zu stärken?
Ich empfehle allen Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern der Region, mindestens eine Messe wie die EXPO REAL in München zu besuchen und sich bewusst zu machen, welche unglaubliche Wettbewerbssituation in Europa um Arbeitsplätze und Investitionen im Bereich Wirtschaftsentwicklung herrscht. Diejenigen, die sich an der Schnittstelle zwischen Behörden, Politik und Planung befinden, erhalten an einer solchen Messe eine realistische Einschätzung, was es braucht, um einen Standort voranzubringen. Wenn die Region Oberthurgau dies anpackt und etwas wagt, kann sie nur gewinnen!
(Info-Box)
Region Oberthurgau
Die Regionalplanungsgruppe Oberthurgau tritt gegen aussen als Region Oberthurgau auf und setzt sich unter anderem für die Förderung der nachhaltigen Entwicklung der Region und der regionalen Identität ein. Zur Region Oberthurgau gehören die politischen Gemeinden Amriswil, Arbon, Dozwil, Egnach, Hefenhofen, Horn, Kesswil, Roggwil, Romanshorn, Salmsach, Sommeri, Uttwil und Steinach SG. Angegliedert sind ausserdem die Arbeitgebervereinigungen Amriswil, Arbon und Romanshorn.